Leseprobe - Schlaflos in Paderborn

Eine literarische Toilette

„Wo bitte ist hier die Toilette?“, frage ich meine Gastgeberin.

„Gleich da hinten links“, bekomme ich zur Antwort und marschiere los. Ich öffne die Tür zu einem − auf den ersten Blick − normal ausgestattetem Badezimmer. Sofort entdecke ich die Toilette und strebe gezielt darauf zu, denn mein Bedürfnis ist dringend. Ich lasse mich aufatmend nieder, und mein Blick fällt auf Margot Kässmann direkt vor mir, zu meinen Füßen.

Na ja, mit so einer berühmten Frau auf dem Klo – das hat was , denke ich, ergreife das Buch, blättere darin und bleibe bei der „Stille“ hängen. Jemand erklärt in diesem Kapitel, er habe schon lange nicht mehr solche Stille erlebt. Na, mein Erlebnis der Stille ist auch schon etwas länger her, denke ich und fühle mich verstanden. Als Mutter von zwei temperamentvollen Kindern flüchte ich regelmäßig ins Bad oder gleich unter die Dusche, wenn ich einfach einmal meine Ruhe haben will oder wenn ich nachdenken muss, wenn ich wieder einmal herunterkochen soll oder kreative Einfälle brauche. Ich kann diese Frau in dem Buch gut verstehen und lese weiter. Die Geräusche vor dem Badezimmer, verursacht durch den allgemeinen Trubel im

Haus, entziehen sich mehr und mehr meiner Aufmerksamkeit und ich entspanne mich mit einem Buch auf einer fremden Toilette. Welches Familienmitglied wohl sonst in diesem Buch blättert und dadurch Erbauung findet?

In dieser Überlegung schweifen meine Gedanken ab, denn meine Aufmerksamkeit wird jetzt von Asterix und Obelix magisch angezogen. Die beiden besuchen zunächst Spanien, schließlich dann auch noch Belgien und leisten mit einem ganzen Dorf Widerstand gegen die angreifenden Römer. Beide Hefte sehen ziemlich zerfleddert aus, arg zerlesen. Bestimmt die Klolektüre des 10-jährigen Filius!, konstatiere ich und lasse die Seiten der Hefte durch meine Finger gleiten, hier und da lese ich ein paar Sprechblasen. Sie werden das literarische Erbe seines Vaters sein!, schmunzle ich und will sie zurücklegen.

Doch siehe da. Unter den beiden Heften kommt nun ein Reiseführer zum Vorschein. Interessiert greife ich zu. Andalusien ist also das nächste Urlaubsziel der Familie. Oder? Darüber haben sie noch gar nicht gesprochen, denke ich und schlage wahllos eine Seite auf. Stiere auf einer unendlichen, sattgrünen Weide blicken mich herausfordernd an. Mit Begeisterung und vielen Wiedererkennungsäußerungen wie „Oh ja“, oder „War toll damals“ vertiefe ich mich in die Schilderungen über Gibraltar, Jerez de la Frontera, Malaga usw. Ich muss mich regelrecht loseisen, um zu den anderen Gästen zurückzukehren. Sie werden mich allmählich vermissen. Ich will nicht, dass meine Abwesenheit auffällt, und außerdem rüttelte es schon zwei Mal an der Tür.

Im Aufstehen entdecke ich gleich neben mir, auf dem…

Hat es Ihnen gefallen? Dann werde ich sicher von Ihnen hören! Ich freue mich!!


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Charlotte Prang
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